Kartenkunst und Orientierung auf zwei Rädern: Der 4. MTBO Wernigerode mit Premieren,Titelverteidigungen – und einem besonderen Läufer

Der Harz zeigte sich wieder als perfekte Bühne für Taktik, Tempo und Orientierungssinn: 53 Sportlerinnen und Sportler aus ganz Deutschland gingen beim vierten Mountainbike-Orienteering
(MTBO) im Zwölfmorgental an den Start. Doch 2025 war kein Jahr wie jedes andere – nicht nur das Gelände, auch Regelwerk und Technik bekamen ein Update. Dieses Jahr kam ein elektronisches SI-System zum Einsatz: Die Teilnehmenden registrierten mithilfe von Chips nicht nur ihre Zwischenzeiten, sondern auch das erfolgreiche Anfahren der Kontrollposten. Eine spürbare Erleichterung bei Auswertung und Fairness – und ein weiterer Schritt in Richtung professioneller Standards.

Erstmals wurden Mixed- und Herren-Teams getrennt gewertet. „Die Teamzusammensetzungen sind in den letzten Jahren vielfältiger geworden – darauf wollten wir reagieren“, erklärt Marcel
Gerlach vom veranstaltenden Ski-Klub Wernigerode 1911 e.V. Die neue Struktur sorgte für zusätzliche Spannung – und für gleich zwei Premieren-Siegerteams.

Dass Titelverteidiger Anton Ryzhov (ESV Dresden) bei den Herren erneut triumphieren würde, war nicht selbstverständlich. Die Konkurrenz war hochkarätig, die Routenwahl knifflig – doch mit 425 Punkten und einer Zeit von 3:15:44 unterstrich er erneut seine Ausnahmestellung. Und auch
das Teamduo Tim Eichmann und Max Schmidt zeigte eindrucksvoll, dass Erfahrung und Teamtaktik keine Eintagsfliegen sind: Mit 375 Punkten verteidigten sie souverän ihren Titel in der
neu eingeführten Herren-Teamwertung – ein seltener Erfolg.

Für Spannung sorgte das Duell in der Damen-Einzelwertung – zumindest auf dem Papier: Irma Shmidt und Ekaterina Grigoreva lagen zeitlich nur 1:48 Minuten auseinander. Doch im MTBO zählen bei Fahrzeiten unter drei Stunden ausschließlich die gesammelten Punkte. Und hier hatte
Shmidt mit 210 Punkten einen hauchdünnen Vorsprung vor Grigoreva (200 Punkte). Ein knapper, aber verdienter Sieg, der eindrucksvoll zeigt, wie entscheidend die richtige Routenwahl sein kann
– selbst wenn die Fahrzeiten fast identisch sind.
In der Mixed-Wertung – ebenfalls erstmals separat gewertet – setzten sich Romy Schneevoigt und Ilja Schicker mit starker Teamleistung durch. Sie bewältigten die Strecke in 3:02:32 Stunden und konnten sich damit klar gegen das erfahrene Genussbiker-Duo Dörte und Lothar Göde sowie sas Team Kupriyanov (TKH Hannover) durchsetzen.

Für zusätzliche Würze im Wettkampf sorgte in diesem Jahr ein besonderes Spielelement: Ein Läufer mit roter Mütze bewegte sich auf einer markierten Strecke im Gelände. Wer ihn unterwegs
aufspürte erhielt 50 Extrapunkte. Sechs Teilnehmenden gelang dieses Kunststück – eine taktische Meisterleistung, die ihnen wertvolle Zusatzpunkte einbrachte. Viele andere versuchten, ihn in ihre Routenplanung einzubauen, was für überraschende Umwege, kreative Entscheidungen und zusätzliche Herausforderungen sorgte.

Wie in den Vorjahren sorgten die DLRG und die Bergwacht für Sicherheit auf und abseits der Strecke. Gerade in einem Sport, bei dem sich die Teilnehmenden teilweise weit verstreut im Gelände bewegen, ist ihre Präsenz essenziell – und wurde von allen Beteiligten mit großem Respekt und Dankbarkeit gewürdigt.

Nach dem gelungenen Rennen steht für die Veranstalter fest: Eine fünfte Ausgabe des
Wernigeröder MTBO ist in Planung – voraussichtlich wieder in einem ähnlich frühen Frühjahrstermin. „Es ist schön zu sehen, wie sich dieser Wettbewerb entwickelt – sportlich,
organisatorisch und menschlich“, so Gerlach. „Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Runde.“