Projekt Skispringen

Da die 38. Nordwestdeutsche Mattenschanzentournee in diesem Jahr leider nicht wie geplant stattfinden konnte, haben sich die Organisatoren online zusammengesetzt und eine innovative Idee für unsere Nachwuchsspringer kreiert. Zusammen mit Sportwissenschaftler Ronny Fudel vom Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) und dank der engagierten Mitarbeit der Heimtrainer wurde die 1. Virtuelle Variante der Tournee ins Leben gerufen. Auf der Grundlage des Grundsprungwettbewerbs im Deutschen Schülercup filmten die Übungsleiter ihre Athleten selbstständig bei simulierten Wettkampfsprüngen mit Startnummer auf den Heimschanzen und schickten die Videos anschließend per Cloud ans IAT. Dort wurde die Technik in der Anfahrt, im Flug und der Landung nach wissenschaftlichen Kriterien bewertet, die sich am Technikleitfaden des DSV orientierten.

Im Nachwuchsbereich gibt das reine Wettkampfergebnis oftmals keine ausreichende Aussage über ein Talent. Viele andere Leistungsfaktoren, die in jungen Jahren ausgebildet werden sollten, aber im Wettkampf nicht direkt abgefragt werden, müssen deshalb auf anderem Wege betrachtet werden, im Skispringen zum Beispiel die Symmetrie in der Anfahrt. Da die Trainer meistens am Schanzentisch stehen müssen, schleichen sich in der Anfahrtsposition häufig unbemerkt Fehler ein, die sich später nur sehr schwer wieder korrigieren lassen.

Um solche Probleme aus der Sportpraxis wissenschaftlich anzugehen, gibt es seit Januar 2020 zehn neue Nachwuchsprojekte am IAT. Die Idee des Ski-Projekts war es, neben dem Grundsprungwettbewerb auf Bundesebene auch eine standardisierte Technikbewertung in den Landesverbandswettbewerben einzuführen. Die Sportler und ihre Trainer bekommen eine direkte objektive Rückmeldung für das tägliche Training in Form von Videos und eines Bewertungsbogens. Nach einer übergreifenden Analyse aller Wettbewerbe lassen sich typische Fehlerbilder und andere Tendenzen herausfinden. Die Ergebnisse helfen somit auch den Bundestrainern bei der konzeptionellen Trainingsplanung und Schwerpunktsetzung im Nachwuchsbereich. Eine ähnliche Herangehensweise wird in den Sportarten Skilanglauf, Biathlon und Nordische Kombination angewendet. Auch im nächsten Jahr wird die Technik der deutschen Nachwuchsathleten in den nordischen Skisportarten weiter wissenschaftlich analysiert, dann hoffentlich wieder bei realen Wettkämpfen vor Ort.

© Ronny Fudel, IAT